Reiner Wein by Martin Walker

Reiner Wein by Martin Walker

Autor:Martin Walker [Walker, Martin]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Kriminalliteratur
ISBN: 9783257604207
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 2014-04-29T22:00:00+00:00


[213] 17

Mit polierten Schuhen und gebürsteter Uniformjacke erschien Bruno eine Minute vor fünf in der Gendarmerie. Sergeant Jules schüttelte ihm die Hand und führte ihn in das Büro der Kommandantin. Der Brigadier stand neben ihrem Schreibtisch und betrachtete gerahmte Fotos an der Wand, die Yveline als Hockeyspielerin zeigten. Auf dem Computer thronte ein kleines rotes Plüschtier, ein Affe, wie Bruno bei näherem Hinsehen erkannte. Es überraschte ihn, dass er vom Brigadier noch nicht in den Papierkorb geworfen worden war. Bruno machte sich auf eines der Art von Gesprächen gefasst, wie er sie aus seiner Militärzeit kannte. Sein Part würde darin bestehen, mit »Oui, Monsieur« zu antworten und ansonsten so wenig wie möglich zu sagen.

»Wie geht es Ihnen, Bruno? Nehmen Sie doch Ihr képi ab, und setzen Sie sich bitte.« Der Brigadier nahm selbst an Yvelines Schreibtisch Platz. Er holte eine Flasche Balvenie-Scotch aus seiner Aktentasche, füllte zwei Wassergläser mit einem großzügigen Quantum und gab ein paar Spritzer Évian hinzu. Eines der Gläser schob er Bruno hin, der es mit argwöhnischem Blick bedachte.

»Gute Arbeit. Crimson ist hoch erfreut und ich auch.«

»Danke, Monsieur«, erwiderte er und versuchte, sich seine Verwunderung nicht anmerken zu lassen.

[214] »Sie sind nicht auf den Kopf gefallen und werden verstehen, warum ich in Crimsons Haus so kurz angebunden war.«

»Ja, Monsieur.« Der Brigadier hatte Crimson offenbar zu täuschen versucht. Worüber, wusste Bruno nicht.

»Ich kann meinen Drink erst dann genießen, wenn Sie einen Schluck genommen haben und aufhören, Soldat zu spielen.«

Bruno gehorchte, konnte den Whisky aber nicht wirklich genießen, als er sah, dass der Brigadier einen schmalen Hefter aus seiner Tasche hervorholte.

»Es wird Sie nicht überraschen zu erfahren, dass Crimson jemand ist, den wir – durchaus wohlwollend – im Visier haben. Für Jacqueline Morgan interessieren wir uns ebenfalls und würden gerne wissen, in welchem Verhältnis die beiden zueinander stehen. Vor gut einem Jahr wurde sie vom Wilson Center in Washington eingeladen, um von ihren Forschungen über europäisch-amerikanische Beziehungen zur Zeit des Kalten Krieges zu berichten. Crimson war als Gastredner geladen, um die europäisch-amerikanischen Beziehungen aus britischer Sicht zu kommentieren. Es kamen sehr sensible Aspekte der französischen Nuklearpolitik zur Sprache, worüber uns ein französischer Akademiker, der mit im Seminarraum saß, dankenswerterweise anschließend in Kenntnis gesetzt hat.«

Er betrachtete Bruno mit durchdringendem Blick und fragte: »Warum haben Sie Isabelle verschwiegen, dass Sie und Madame Morgan vergangenes Jahr Gäste einer Cocktailparty bei Crimson waren?«

»Ich habe Isabelle gesagt, dass ich mehrmals bei ihm eingeladen war. Madame Morgan ist mir auf der Party, die Sie [215] erwähnen, aber nicht vorgestellt worden. Ich habe sie erst kürzlich kennengelernt, genauer gesagt einen Tag vor meinem Zusammentreffen mit Isabelle in Crimsons Haus. Ich hatte Kontakt mit ihr aufgenommen in der Hoffnung, dass sie mir als Historikerin etwas über die Finanzierung der Résistance würde sagen können. Als wir uns trafen, trug sie Arbeitskleidung; sie hatte kein Make-up aufgelegt, und ihre Haare waren völlig durcheinander, und sie glich der herausgeputzten Frau von der Cocktailparty kein bisschen.«

»Aha. Und wie gut kennen Sie Crimson? Heute Morgen hatte ich den Eindruck, dass Sie in einem herzlichen Verhältnis zu ihm stehen.



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